CIEP liegt im „Pueblo Joven“ Israel, einem Teil der Kommune Paucarpata, etwa eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt (Taxi 20 Soles); mit „Pueblo Joven“ werden illegale („junge“) Siedlungen bzw. Slums bezeichnet. Es gab gewisse Schwierigkeiten, einen Taxifahrer zu bekommen: Der erste, den wir ansprachen, meinte, er kenne den Weg zu wenig, könne aber einen Kollegen rufen, der sich da auskenne, was – wie sich herausstellte – nicht stimmte. Der Fahrer fragte sich durch, und wir kletterten immer höher bis auf geschätzte 2600 m. Schließlich hielten wir auf einem von Geschäften und Werkstätten gesäumten Platz und riefen die Directora María del Rosario Vilca Pacheco an, die uns dann abholte. Während der Wartezeit wurden wir vom Taxifahrer daran gehindert auszusteigen: Er erklärte, man solle in dieser Gegend besser im Auto bleiben. Von der Directora, genannt Charo, wurden wir dann zum Haus geführt.
Das Centro ist nach dem Franzosen Pernet benannt, der die Kongregation der Hermanitas de la Asuncion (Schwesterchen der Himmelfahrt Marias) gegründet hatte. – Die Directora nahm sich viel Zeit, uns alle Räume des Hauses zu zeigen, die Geschichte und das didaktische Konzept zu erläutern. Sie ist von Beruf Chemie-Ingenieurin. Außer ihr war nur ein junger Musiklehrer anwesend. Beeindruckende Ergebnisse seiner Arbeit und ihn selbst (im ersten Video links mit gestreiftem Pullover) findet man unter
Zu der Zeit, als wir die Einrichtung besuchten, waren Ferien. Man befand man sich in der Phase der Vorbereitung des kommenden Schuljahres. Die Eltern melden ihre Kinder für ein Schuljahr an und bezahlen – je nach ökonomischen Verhältnissen – 40 bis 50 Soles (rd. 13 – 16 €) für die Betreuung. Etwa 70 Kinder und Jugendliche vom 2. bis zum 11. Schuljahr (Abschluss mit Hochschulzugang) erhalten das Jahr über Nachhilfeunterricht in allen relevanten Fächern sowie Angebote in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften (z. B. Musik, Bildende Kunst …). Die Lehrkräfte arbeiten nur teilweise ehrenamtlich.
Das Haus, das nach wie vor den Hermanitas gehört, befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand und ist gut gelegen. Auf vier Stockwerken finden sich zahlreiche Räume unterschiedlicher Größe. Interessant sind die rechtlichen Rahmenbedingungen: Die Hermanitas stellten das Haus unter der Bedingung zur Verfügung, dass ein Verein gegründet wird, dessen Vorstand über die Verwendung von Geldern entscheidet (Asociación sin fines de lucro – ohne Gewinnabsicht, muss behördlich registriert und genehmigt werden und unterliegt strengen Auflagen seitens der Steuerbehörde – die gleiche Konstruktion wird z. B. bei kirchlichen Privatschulen angewandt). Sie selbst sind im Vorstand durch einen Arzt, Dr. Tejeda, vertreten. Auch die Directora gehört dem Vorstand an. Auf diese Weise haben sich die Hermanitas ihren Einfluss gesichert.
Zwar haben wir das Centro ohne Kinder erlebt, doch war der entsprechende Gebrauch an vielen Details erkennbar. Wir sind überzeugt vom sinnvollen Wirken dieser Einrichtung – auch angesichts der juristischen Konstruktion. Vom Spendenaufkommen dürfte es abhängen, inwieweit das Angebot des Centro bei den Ärmsten ankommt, denn sonst wäre die Beschränkung auf zahlende Eltern die logische Konsequenz. – Wir haben dringend empfohlen, auch im Hinblick auf das Informationsbedürfnis von Spendern, nach Möglichkeit eine Web-Seite einzurichten.
Annette Bross-Binder
Harald Binder