Die Einrichtung ist in einem relativ ruhigen und eher sicheren Viertel (Breña) im Haus, das der Mitbegründerin Lucy Jáuregui gehört, untergebracht. Wir erreichten es nach einer ca halbstündigen Taxifahrt von Miraflores aus. Man muss an der Tür läuten, um eingelassen zu werden. Wir wurden bereitwillig von Lucy Jáuregui (89 – wirkt jedoch erheblich jünger!) empfangen, den Mitarbeitern vorgestellt und durch die Einrichtung – mehrere Büroräume und Besprechungszimmer, ein Innenhof – geführt.
Das Centro ist auf verschiedenen Ebenen aktiv:
• Aufklärung bzw. Prävention in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen über die Gefahr, in das Prostitutionsmilieu zu geraten, wobei das Hauptaugenmerk nicht auf Privatschulen (mit finanziell besser gestellter Klientel) gerichtet ist, sondern auf die staatlichen kostenfreien Bildungseinrichtungen.
• Aufklärung von Prostituierten auf der Straße in den einschlägigen Vierteln, wobei es in erster Linie darum geht, die Einrichtung und ihre Angebote bekannt zu machen.
Bei den beiden vorgenannten Initiativen kommt eine große Zahl freiwilliger Mitarbeiter (in erster Linie StudentInnen) zum Einsatz, denen das Centro zumindest die Fahrtkosten ersetzen muss. Diese Freiwilligen werden zuvor intensiv geschult (14tägiger Kurs). Ein nicht unwichtiger Aspekt hierbei ist auch die Tatsache, dass auf diese Weise die Zielsetzung des Centro weiter verbreitet wird und diese Freiwilligen persönlich für die Problematik der Prostitution bzw. allgemein der Ausbeutung von Frauen sensibilisiert werden.
• Individuelle Hilfe und Beratung durch die angestellte Juristin und die Psychologin.
• Stipendien für ausstiegswillige Prostituierte (Bäckerei, Kunsthandwerk, Informatik, Kurse über Geschäftsführung …)
• Unterstützung der Geschäftstätigkeit ehemaliger Prostituierter z. B. durch die Möglichkeit, Produkte im Centro zu verkaufen (am Nachmittag unseres Besuches war eine derartige Veranstaltung geplant).
Das Centro wirkte gut organisiert und verfügt über eine Vielzahl von gut gemachten Schriften für den Einsatz bei verschiedenen Alters- und Personengruppen. Auch der Internetauftritt ist beeindruckend:
www.movimientoelpozoperu.org
Wir regten an, auf der Internetseite auch anonymisierte Biografien von erfolgreich ausgestiegenen ehemaligen Prostituierten zu veröffentlichen. Lucy Jáuregui versicherte uns, solche Erfolgsgeschichten gebe es.
Annette Bross-Binder
Harald Binder