Vor kurzem haben unsere Projektpatinnen Dorothea Kohlert und Ruth Faber in einem längeren Videogespräch mit dem Leiter und drei Lehrerinnen gesprochen.
Alle vier zeigten große Freude darüber, dass sie nun so einfach und direkt mit uns kommunizieren können.
Unsere Projektpatinnen lernten bei diesem Gespräch die augenblicklichen Lehrerinnen „persönlich“ kennen. Sie berichteten ausführlich von ihrem Unterricht.
Die Lehrerin Emely unterrichtet die Kurse „corte y confección“, wo vorwiegend die traditionellen Schürzen und Blusen mit Stickerei (von Hand und mit der Maschine) genäht werden.
Ein großer Bedarf an diesen Blusen und Schürzen ist vorhanden, weil 85% der indigenen Frauen, vor allem auf dem Land, sie trägt. Auch die Lehrerinnen trugen während der Besprechung die traditionelle Kleidung. Es gibt auch Bedarf an gebrauchter Kleidung, die von den Näherinnen dann entsprechend angepasst wird.
Die Lehrerin Delmi berichtete, dass sie sich darauf spezialisiert hat, die Anfertigung von Hochzeits- und Erstkommunionschleiern und dem dazugehörigen Schmuck zu lehren. Sie hat vor sechs Jahren selbst ihren ersten Nähkurs bei CEMAYA belegt und führt nun ihr eigenes Geschäft.
Für die Frauen, die in den Kursen bei CEMAYA Nähen und Sticken lernen, eröffnen sich gute Einkommensmöglichkeiten, auch im Nebenerwerb. Denn viele Frauen brauchen mehrere Jobs, um über die Runden kommen. Sie sind sehr froh, sich so ein eigenes Einkommen schaffen zu können, unabhängig vom Partner und der Familie.
Die Näh- und Stickkurse sind daher in Patzún sehr begehrt. CEMAYA wurde auch aus benachbarten Orten angefragt, dort Kurse anzubieten, kann dies jedoch aus finanziellen und personellen Gründen nicht leisten. Die Kurse können sich nicht selbst tragen. Die Schülerinnen selbst können nur mit einer geringen Teilnahmegebühr zu den Unkosten beitragen.
Die Lehrerin Maria Agustina verwaltet außerdem die Bibliothek von CEMAYA. Sie erzählte im Videogespräch, dass oft Bücher über die Geschichte der Region, über Ahnenforschung und die Bedeutung der Nachnamen ausgeliehen werden, und zwar sowohl in Spanisch als auch in der Mayasprache Kaqchikel. Sie ist in der Gegend von Patzún die Umgangssprache. Auch während des Videocalls verständigten sich die vier untereinander in Kaqchikel.
In einem zusätzlichen Videocall wurde unsere Projektpatin Dorothea von Rafael live durch die zum Schuljahresende stattfindende Ausstellung, ein fröhliches Fest mit Marimba-Untermalung, geführt. Das war sehr beeindruckend.
Auch der Marimba-Unterricht findet bei CEMAYA statt. Der Musiklehrer, José Luis, hat als Marimba-Schüler mit 7 Jahren bei CEMAYA angefangen und unterrichtet nun mit 41 Jahren selbst. Gute Musikerinnen und Musiker können sich bei Festen mit ihrer Musik etwas dazu verdienen.
Dorothea, die das Projekt von Anfang an begleitet und auch schon besucht hat, zieht ein Resumee: „In unserer über 30jährigen Zusammenarbeit konnten wir verfolgen, wie viel Selbstvertrauen die Ausbildung bei CEMAYA den Schülerinnen und Schülern gebracht hat. Sie sind stolz auf ihre Maya-Traditionen und vertreten sie mit Würde.“
Wir unterstützen CEMAYA (wie unsere vier anderen Projekte) mit dem Gewinn aus dem Eine-Welt-Laden. Vor ein paar Tagen teilte uns das Landratsamt Böblingen zu unserer großen Freude mit, dass der Landkreis das Projekt einmalig mit 2.500 Euro fördert. Trotzdem ist CEMAYA auf weitere Spenden dringend angewiesen. Wenn ihr dabei mithelfen könntet, wäre das wunderbar!