Angela Fradegradi hat die CIEP-Projektpatin Ruth Faber und Gerhild Nick interviewt, die das Projekt im Jahr 2019 besucht hat. Dabei wollte sie mehr über den Anfang des Projektes sowie über den aktuellen Stand der Unterstützung erfahren. Das Interview war sehr aufschlussreich und bietet einen guten Einblick in die Kooperation zwischen dem Eine-Welt-Laden und CIEP in Arequipa, Peru. Seid gespannt und viel Spaß beim Lesen!

Blick von der Dachterrasse von CIEP auf das Stadtviertel und den Vulkan Misti.

Frage: Die Eine-Welt-Laden e.V. unterstützt das Bildungszentrum Centro Integral Esteban Pernet (CIEP) seit 1991. Was genau macht diese Einrichtung?
Antwort: CIEP wurde ursprünglich vom kirchlichen Orden der barmherzigen Schwestern „Hermanitas de la Asunción“ gegründet. Es wird nach wie vor auch von der kirchlichen Organisation „Misean Cara“ unterstützt, die weiterhin die Sachkosten für Strom, Wasser und Renovierungsarbeiten trägt.

CIEP bietet Kindern und Jugendlichen nachmittags einen Ort des Lernens und der Freizeitbeschäftigung bzw. Hobbypflege. Das Ziel ist insbesondere, diese Kinder und Jugendlichen aus den armen Vierteln von den Straßen zu holen und zu fördern. Das Gebäude von CIEP liegt in einem armen Viertel in Paucarpata (Arequipa). Gegenüber befindet sich der Sportplatz einer Schule, wo sich die Kinder samstags zum Fußballspielen treffen können.

Frage: Wie kam der Kontakt zustande?

Antwort: Die Eigentümer der Wolldecken-Fabrik in Weil der Stadt, das Ehepaar Dr. Rose und Dr. Rolf Schnaufer, fuhren in den 1990er Jahren nach Peru, um Alpaka-Wolle zu kaufen. Dabei entdeckten sie, dass es in Arequipa keine Institution zur Unterstützung von behinderten Kindern gab. In erster Linie war ihnen die Förderung behinderter Kindern wichtig. Sie riefen die Organisation UNÁMONOS ins Leben. Bei dieser Gelegenheit bekamen sie Kontakt zu CIEP, das damals vom Orden komplett finanziert wurde und erfuhren, dass sie Spender und Unterstützer bräuchten. Nach ihrer Rückkehr suchte die Familie Schnaufer den Kontakt zum Eine-Welt-Laden und bat ihn um Unterstützung. Seitdem besteht dieses Projekt.

Frage: Wie wird benachteiligten Kindern konkret geholfen?
Antwort: Der Zeitraum der Betreuung ist von 14:00 bis 18:00 Uhr. Die Unterstützung bei den Schulaufgaben ist ganz wichtig, sie erfolgt auf verschiedenen Niveaus, die in etwa den deutschen Klassenstufen entsprechen. Die Kinder und Jugendlichen bekommen auch Nachhilfeunterricht, wenn nötig. Sie erfahren dabei, dass sie viel erreichen können, wenn sie genug üben.

Es gibt außerdem verschiedene AGs, die die Kinder besuchen dürfen. Es werden musische Fähigkeiten gefördert: eine besondere Art von Panflöte wird gespielt, die Zampoña heißt. Die Kinder lernen auch die Trommel Cajón und die Marimba zu spielen. Es werden die traditionellen Tänze mit traditionellen Kostümen gelehrt. Es gibt eine Koch-AG, in der die Kinder z.B. Pralinen herstellen, die dann verkauft werden. CIEP hat auch einen Raum mit Computern, wo die Kinder und Jugendlichen die Gelegenheit haben, Informatik zu lernen und etwas für die Schule auszuarbeiten.

Die Kinder kommen mehrheitlich aus prekären Verhältnissen, bekommen zu Hause nicht viel Zuwendung und haben wenig Selbstbewusstsein. Durch die Hobbies, die sie dort ausüben können, verbessert sich ihr Selbstwertgefühl. Man möchte nicht nur die kognitive Intelligenz fördern, sondern auch die emotionalen und sozialen Kompetenzen. Es werden auch von einer Psychologin Veranstaltungen für Eltern angeboten, in denen vor allem Erziehungsthemen behandelt werden.

Frage: Wie viele Mitarbeiter sind bei CIEP beschäftigt?
Antwort: Aktuell sind bei CIEP neben der Direktorin fünf Lehrer und zwei Hilfskräfte beschäftigt. Wir finanzieren das pädagogische Personal. Für das Jahr 2024 betragen die Personalkosten 12.480 €. Für das Jahr 2025 rechnet der Eine-Welt-Laden mit ungefähr 14.000 €. Die Lebenshaltungskosten sind in Peru gestiegen, und darum ist es notwendig, auch die Gehälter zu erhöhen.

Frage: Wie erfolgt der Informationsaustausch zwischen dem Eine-Welt-Laden e.V. und CIEP?

Antwort: Hauptsächlich über die Projektpatin des Eine-Welt-Ladens per E-Mail oder über WhatsApp. Die Direktorin von CIEP, Charo, schickt zur Dokumentation regelmäßig Bilder der Aktivitäten.

In der Vereinbarung zwischen dem Eine-Welt-Laden und CIEP werden die jährlichen Ziele und Maßnahmen dargelegt. Das zugrundeliegende pädagogische Konzept von CIEP ist die „Förderung der multiplen Intelligenzen“. Dazu gehören sowohl der Unterricht in Spanisch, Mathematik und Naturwissenschaften als auch die Teilnahme an Musik-, Kunst- oder Tanz-AG´s.

Im Februar jeden Jahres beginnt für die Lehrer die Vorbereitungsphase. Das Schuljahr beginnt im März und endet vor Weihnachten. Spätestens Ende Januar legt die Direktorin einen ausführlichen Rechenschaftsbericht vor. Dabei wird die Entwicklung des Leistungsstandes der Kinder und Jugendlichen auf den verschiedenen Niveaus detailliert aufgezeigt.

Charo ist akademisch gebildet (Chemie-Ingenieurin) und verfügt über die notwendigen Kenntnisse, um einen fundierten Bericht zu erstellen. Sie ist zudem eine sehr zuverlässige Ansprechpartnerin und stets transparent in ihrer Kommunikation.

Frage: Wie kommt das Geld für die Unterstützung zusammen?

Antwort: Die Ladengewinne, die Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder und weitere Privatspenden kommen unseren fünf Vereinsprojekten zugute. Eins davon ist CIEP.

Außerdem stellt der Eine-Welt-Laden regelmäßig einen Antrag auf Unterstützung eines Projektes beim Landkreis Böblingen. Im Jahre 2019 hat der Landkreis die Ausstattung der Bibliothek von CIEP gesponsert. Im Jahr 2020 kam die Pandemie und Peru war in Südamerika am stärksten betroffen. Wegen der strengen Ausgangssperren konnten die Menschen, häufig Tagelöhner oder im informellen Sektor beschäftigt, nicht mehr arbeiten und hatten keinerlei Einkünfte. In dieser Zeit haben wir 20 bis 25 Familien mit 30 € pro Monat für ihre Grundversorgung unterstützt. Im Jahr 2023 haben wir beim Landkreis um eine Spende in Höhe von 1.400 € gebeten. Das Geld wurde für die Anschaffung von diversen Lehrmitteln (Mikroskope und Zubehör) und für die technische Ausstattung der Aula (Lautsprecher, Beamer, Leinwand) benötigt. Es hat uns sehr gefreut, dass im November 2023 1.300 € vom Landkreis bewilligt wurden.

Frage: Wie viel Geld wird gebraucht, um die Unterstützung eines Kindes zu ermöglichen?
Antwort: Es gibt keine Patenschaften für einzelne Kinder. Wir finden es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in einem sozialen Zusammenhang gefördert werden und nicht einzelne Kinder, die das Glück haben, durch eine Patenschaft unterstützt zu werden, gegenüber anderen bevorzugt werden. Rund 70 Kinder werden von CIEP gefördert, das kostet pro Kind und Monat ca.16 €.

Wir freuen uns daher sehr über Spenden an den Eine-Welt-Laden e.V. mit dem Verwendungszweck „CIEP“ auf das Konto Partnerschaft Dritte Welt – Eine Welt Laden IBAN DE 76 6035 0130 0004 1159 46 (KSK Böblingen). Die Spenden sind steuerlich absetzbar. Wir garantieren dafür, dass sie in voller Höhe bei CIEP ankommen. Die Kosten des Geldtransfers trägt der Eine-Welt-Laden.