CEMAYA (Guatemala)
Indigenas ausbilden und ihre Kultur erhalten
Indigenas ausbilden und ihre Kultur erhalten
Im Lern- und Kulturzentrum CEMAYA („Centro de Estudios Maya“) in Patzún/Guatemala lernen Kinder und Erwachsene die indigene Sprache Kaqchikel und alte Maya-Techniken des Webens und Musizierens. Außerdem bietet CEMAYA insbesondere jungen indigenen Menschen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten an.
In verschiedenen Kursen am Vormittag und/oder Nachmittag wird eine gute Bildung angeboten, die auf den Grundsätzen und Werten der Maya-Kaqchikel-Kultur beruht.
In den Sprachkursen in Kaqchikel haben die SchülerInnen die Möglichkeit, ihre täglich verwendete, aber in der Schule verpönte Muttersprache in Wort und Schrift gründlich und systematisch zu erlernen. Dadurch lernen sie ihre eigene Kultur wertzuschätzen.
Durch das Erlernen von alten Mayatechniken in textilen Handarbeitskursen wie Nähen, Sticken, Weben und Knüpfen der traditionellen Gürtel werden junge Menschen in die Lage versetzt, ihre Kleidung selbst herzustellen und gegebenenfalls auch im eigenen kleinen Geschäft oder auf dem Markt zu verkaufen. Das bedeutet, dass Einkommensmöglichkeiten für benachteiligte indigene Familien geschaffen werden.
Der Unterricht im Marimbaspiel trägt einerseits zur Erhaltung der Maya-Kultur bei, andererseits bietet er ebenfalls eine Einkommensmöglichkeit. Auch durch Kochkurse sowie Kurse für Pilzanbau und die Herstellung von Naturkosmetikprodukten sollen junge Menschen befähigt werden, selbständig ein eigenes Einkommen zu erzielen. Im besten Fall beugt Bildung einer Auswanderung in eine ungewisse Zukunft vor.
CEMAYA ist nach jahrelanger Aufbauarbeit eine in Patzún anerkannte Institution, die jährliche öffentliche Ausstellungen ihrer Produkte organisiert. Ein pro Woche fünfstündiges Radioprogramm, gestaltet von Don Rafael, dem Leiter des Zentrums, in der Muttersprache Kaqchikel hat sich etabliert. Es werden zwischen 80 und 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterrichtet, inzwischen auch Lehrer-Multiplikatoren für Kaqchikel.
CEMAYA wurde 1991 von einem Lehrer und einer Bibliothekarin sowie der Vereinigung mayanischer Schriftsteller gegründet und wird seit 1994 vom Eine-Welt-Laden durch die Finanzierung von Gehältern und Sachkosten unterstützt. Guatemala gehört zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas. Das Einkommen ist sehr ungleich verteilt. Rund 54 Prozent der Bevölkerung in Patzún leben in Armut, 13 Prozent in extremer Armut. Viele Jungen und Mädchen haben keine Chance auf einen Bildungsweg, der über die Grundschule hinaus führt. Wenn sie arm sind, auf dem Land leben und dem Volk der Maya angehören, sieht ihre Situation besonders schlecht aus. Die großen Probleme in Patzún sind Armut, Unter- bzw. Fehlernährung, unzureichende Bildungsmöglichkeiten und ein Mangel an Arbeitsmöglichkeiten.
Ende 2021 fand anlässlich des Kursabschlusses für die Textilkurse das Jubiläumsfest „30 Jahre CEMAYA“ im Garten des Hauses statt. LehrerInnen und SchülerInnen dankten ausdrücklich ihren deutschen Freunden für die regelmäßige Unterstützung. Der Leiter der Einrichtung, Don Rafaél Coyote, betonte, wie wichtig die verlässliche, kontinuierliche Unterstützung aus Deutschland für das Projekt ist, auch für das Ansehen von CEMAYA in der eigenen Kommune.
CEMAYA bedankte sich ganz besonders für die zehn neuen Nähmaschinen, die mit Unterstützung des Eine-Welt-Ladens und des Landkreises Böblingen für die Nähkurse gekauft werden konnten. Da die Nähmaschinen werktäglich morgens und nachmittags für Nähunterricht verwendet werden, waren die alten sehr reparaturanfällig geworden.